Satanspilz, Satansröhrling Boletus_satanas

Satanspilz, Satansröhrling Boletus satanas

Der Tintling, 7. Jahrgang, 2002

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Auf den Titelseiten sind folgende Pilze  abgebildet:
Satanspilz
Boletus satanas
Gold-Samthäbchen Conocybe aurea

Gezonter Ohrlappenpilz Auricularia mesenterica
Gegürtelter Egerling Agaricus subperonatus
Ziegelroter Täubling Russula velenovskyi
Duftender Klumpfuß Cortinarius suaveolens 
Braunsporiges Hängeröhrchen Phaeosolenia densa

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Zum Abschluss noch eine Fundsache, die die Festplatte auf der Suche nach dem Satanspilz hergegeben hat.
Sie ist aus der Deutschen Zeitschrift für Pilzkunde Vol. 4, 1929.
Der Titel des Mehrteilers von B. Knauth ist "Die höheren Pilze der Dresdner Heide."
Nun zu den Giftlingen; der Satanspilz ist in Schlesien nicht bodenständig.
Jahrelang ist bekanntlich Boletus erythropus als solcher angesehen worden. Diese Abart des Hexenpilzes ist in der Wussina, im Muskauer und Kromlauer Parke unter den Eichen in manchen Jahren eine Massenerscheinung. In unserer Haushaltungsschule wird dieser Hexenpilz von den Schülerinnen sehr gern gesammelt und als schmackhafter Pilz in der Küche verwertet.
Der Schreiber dieser Zeilen hat den Satanspilz auf einer Pilzexkursion von München nach dem Starnberger See in einem Buchenwalde erst richtig kennen gelernt. Da fiel mir etwas ganz Besonderes auf, nämlich der widerliche Geruch, der in den Pilzlehrbüchern leider nie Erwähnung findet, ein vermutlicher Beweis, daß die Verfasser ihn wohl nicht sicher gekannt haben. Gramberg hält den Geruch sogar für angenehm. Die naturgetreueste, daher die vorzüglichste Abbildung des Satanspilzes ist unstreitig die Kallenbachsche.
Von den Knollenblätterschwämmen ist Amanita mappa eine allbekannte Massenerscheinung; Amanita verna ist in Schlesien eine Seltenheit; jedoch der gefährlichste Giftmörder unter den Giftlingen, der Grüne Knollenblätterpilz, Amanita phalloides, ist unter den Eichen in manchen Jahren in Mengen zu finden. Seit 2 Jahren scheint mir dieser Giftmörder untreu geworden zu sein. Alle meine Bemühungen, für die Breslauer Medizinische Universitäts-Klinik ein großes Quantum dieser Giftlinge zu sammeln, blieben erfolglos. Die Tücke des Schicksals ist mir auch mit Boletus flavidus, den Herr Kallenbach einer gründlichen, wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen gedachte, passiert. Unendlich viel ließe sich noch über dieses Pilzgebiet berichten. Ungezählte Freudenstunden haben mir diese Waldlieblinge in diesem Urwaldstück bereitet, und immer herrschte frohe Sonntagsstimmung in meinem Herzen, sobald ich zu ihnen wanderte in diesen stillen Wald hinaus. Möge jeder, der sich mit diesen eigenartigen Kindern der heimischen Natur beschäftigt, ebenso den geheimen Zauber des Waldes empfinden.
Dann darf er mit Goethe voll innerer Befriedigung ausrufen:
"Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, worum ich bat.
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft, sie zu fühlen, zu genießen.
Nicht, kaltstaunenden Besuch erlaubst du nur.
Vergönnest mir, in ihre tiefe Brust wie in den Busen eines Freunds zu schauen."