Orangefuchsiger Raukopf Cortinarius orellanus

Orangefuchsiger Raukopf Cortinarius orellanus 

Nach mehr als halbstündiger Fahrt waren sie endlich am Ziel:
An einem Wald, der für Herberger genauso aussah, wie die Wälder, die sie zuvor passiert hatten. Sie stiegen endlich aus und streckten die Knochen. Dr. Schwammreuther öffnete zum ersten Mal seit Antritt der Fahrt den Mund. „Wir befinden uns hier in einem Laubwald auf Kalkboden. Hier könnte Cortinarius orellanus wachsen.“ Herberger war einigermaßen beruhigt. Offenbar hatte der Mann doch begriffen, worum es ging.
Sie wanderten los. Schwammreuther entdeckte zahllose Pilzarten und erklärte ihre botanischen Namen und Besonderheiten dem Beamten und seiner Frau. Dem überforderten Ehepaar schwirrte schon bald der Kopf.
Herberger hub mehrmals zu einer gezielten Fragestellung an, aber vergeblich. Bald trotteten sie nur noch apathisch hinter dem allwissenden Dr. Schwammreuther her. Kilometerweit.
Da, plötzlich zerriß ein gutturaler Aufschrei die Stille. Jeder blieb instinktiv auf der Stelle stehen und rührte sich keinen Millimeter mehr vom Fleck. Schwammreuther bückte sich und hob triumphierend ein gelb-bräunliches Etwas vom Boden auf. „Cortinarius orellanus“ verkündete er feierlich. Dann machte er sich daran, seine umfangreiche Kameraausrüstung vor der Pilzgruppe aufzubauen. Jetzt war auch der Inhalt des Rucksackes zu erkennen: zwei Blitzgeräte, eine Aufhellfolie und nicht zuletzt ein flaches blaues Kissen. Das war wohl das wichtigste Utensil, denn Dr. Schwammreuther verbrachte die nächsten zwanzig Minuten arrangierend und präparierend auf dem Kissen kniend. Eine Ewigkeit später hatte er das Bild im Kasten.
Die Herberger´s beobachteten den Eigenbrötler nur während der ersten Minuten mit einiger Faszination. Schon bald verließ die beiden die Geduld. „Ist das der Bösewicht, der die Massenvergiftung beschert hat?“ begehrte Regina Herberger zu wissen. „Ja. Er ist es. Tödlich giftig.
Zerstört die Nieren und zwar gründlich. Und Sie merken es erst nach Tagen und Wochen.
Dann ist nichts mehr zu machen.“ „Die Sorte scheint selten zu sein, wenn wir solange danach suchen mußten.“
 Herberger war froh, daß auch er einen vollständigen Satz an den Mann bringen konnte.
Dies war ein Auszug aus dem Roman "Tödliche Pilze", von Karin Montag

So, und jetzt  dürfen Sie gerne zum Tintling oder zu den Krimi über die Tödlichen Pilze  surfen.